#14 Blogpost: Halbzeit

Hola meine lieben Leser!

Wie versprochen kommt jetzt der Blogpost nach dem Karneval und Zwischenseminar. Heute ist der letzte Feiertag in Bolivien und ab morgen fängt leider leider wieder die Arbeit an 🙂 Aber auch nur für eine Woche, weil danach meine Freundin Julie aus Deutschland ankommt! Jetzt aber erstmal zu den letzten Wochen…

In der Suite Cama (bedeutet 180 Grad verstellbare Sitze) vom San Francisco ging es schön gemütlich nach Sucre zum Zwischenseminar. Dort haben wir für eine Woche im Hostel Berlin gewohnt. Das Beste daran war die Vollverpflegung, weil man sich so um wirklich nichts kümmern musste und das Essen, im Gegensatz zu dem bei unserer Arbeit, erfrischend gut war. Wir hatten jeden Tag Seminareinheiten, wo uns unserer Koordinator Max Steiner viel über die Geschichte, Politik und die generelle Lage Boliviens erzählt hat. Die Einheiten waren teilweise etwas langatmig, da es sehr frontal ablief, jedoch hab ich echt viel gelernt. Endlich ging es auch mal wirklich um Bolivien, die anderen Seminare an denen wir teilgenommen hatten, drehten sich meist nur um allgemeinere Themen und weniger über das Land selbst. Außerdem war unser Koordinator Niko von Volunta aus Deutschland anwesend, mit dem wir ebenfalls viel Spaß hatten. Denn Max ist Teil des Hostelling Vereins hier in Bolivien und der Zamoranofamilie, welche die Mentoren für die einzelnen Städte stellt. Deswegen ist es mit Max eher schwierig Probleme anzusprechen, da er intern sehr in die Strukturen verwickelt ist. Mit Niko hatte man somit einen Ansprechpartner von Außerhalb, was sehr geholfen hat, offen Dinge anzusprechen. Niko war selber auch mal Bolivienfreiwilliger, daher konnten wir mit ihm gut auf Augenhöhe sprechen. Und ich hoffe Volunta liest den Blog nicht mit, aber Niko ging am Abend auch sehr gerne mit uns noch in Bars um den Abend abzurunden. Viel geschlafen wurde dementsprechend nicht 🙂

Um etwas Abwechslung ins Seminar zu bringen, haben wir am Mittwoch eine Wanderung gemacht. Angefangen haben wir bei einem alten Inkafriedhof, von dem zwar nicht mehr viel übrig war, man jedoch überall noch Überreste von alten Vasen oder anderen Gefäßen mit den typischen Inkabemalungen finden konnte. Auch wenn es interessant war, war ich erst mäßig begeistert über die Wanderung. Doch als klar wurde, dass die Wanderung auch beinhaltet, durch einen Fluss zu laufen und zu schwimmen, hatte ich schon viel mehr Lust darauf. Es war echt ein Abenteuer die ganze Zeit im Fluss zu wandern. Das bedeutete nämlich auch, kleine Wasserfälle und Stromschnellen runterzuklettern, wo die Anderen und ich mehr als einmal mitgerissen wurden. Es hat aber total Spaß gemacht, vor allem am Ende, wo man von den Felsen in den Fluss springen konnte. Nur die nasse Busfahrt nach Sucre zurück war etwas kalt. Leider waren deswegen viele krank am nächsten Tag, am Seminar haben nur noch ungefähr die Hälfte teilgenommen. Ich glaube trotzdem, dass sich die Wanderung für alle gelohnt hat.

Den Abschluss hat dann das Commadre-Fest gemacht, das Fest der Frau hier in Bolivien. Dort dürfen bis 0 Uhr nur Frauen feiern gehen. Auch im Hostel Berlin, wo wir gewohnt haben, begannen die Vorbereitungen schon früh am morgen. Eine Ausnahme für die 0 Uhr-Regel machten die Jungs aus unserer Freiwilligengruppe, die sich bereiterklärten, eine Stripeinlage einzulegen. So konnten sie nicht nur mitfeiern, sondern bekamen sogar Freigetränke den ganzen Abend lang. Ich hätte anfangs echt nicht gedacht das sie dort mitmachen würden, doch ich wurde eines Besseren belehrt. Natürlich sind dann alle ausgerastet als die Jungs auf die Bühne gegangen sind, ich glaube vorallem für Niko (der seinen letzten Abend dort verbracht hat) war es ein unvergesslicher Abschied :). Am nächsten Tag sind die Meisten dann für den Karneval nach Ororu aufgebrochen. Insgesamt fand ich das Seminar echt schön, vor Allem weil man alle anderen wiedergesehen hat. Ich fand es anfangs etwas komisch, weil man viele seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte, aber von Tag zu Tag hat man immer mehr wieder das Gruppengefühl entwickelt, was wir schon am Anfang des Jahres hatten. Klar sind nicht alle beste Freunde, dafür sind wir einfach zu viele, aber besonders im Hinblick auf Freiwillige die nur kurz hier sind, merkt man das unsere Freiwilligengruppe schon einen besonderen Zusammenhalt hat. Das Seminar hat mir jetzt nochmal einen schönen frischen Start in den zweiten Teil des Dienstes gegeben und ich fühle mich einfach bereiter für die zweite Halbzeit.

Danach ging es nach Ororu, um den größten Karneval Boliviens zu erleben. Wir kamen um sechs Uhr morgens in Ororu an und waren sehr fertig mit unserem Leben, aber wir rafften uns auf und gingen zum Karneval. Erstmal sind wir noch schön Frühstücken gegangen und haben Api gegessen, ein sehr bekanntes Gericht hier in Bolivien. Es besteht aus einer warmen Vanille-Beeren Soße, in die man eine Art Fladenbrot tunkt. Da es in Ororu morgens noch kalt ist, war uns eine warme, süße Mahlzeit sehr willkommen. Das Erste was wir dann gemacht haben, war uns Schaumsprüher zu kaufen, denn beim Karneval braucht man etwas, um sich zu verteidigen. Es war auch schon in Sucre so, dass irgendwelche Kinder einen mit Schaum oder Wasserbomben abgeworfen haben, ihr könnt euch also vorstellen, das es beim Karneval noch sehr viel extremer war. Es macht aber auch einfach viel Spaß andere Leute mit den Sprühdosen vollzuschaumen. Etwas nass und voller Schaum ging es danach auf die Suche nach Sitzplätzen für den Karneval. Eigentlich muss man sich Sitze auf der Tribüne kaufen, wir hatten aber nicht so Lust darauf und haben uns einfach irgendwo hingesetzt. Das ging auch solange gut, bis dann eben die eigentlichen Besitzer kamen. SO waren wir gezwungen, uns dann doch Plätze zu kaufen, weil es immer voller wurde. Die Stimmung, die anfangs noch etwas schläfrig war, wurde immer aufgelockerter, was einerseits an den immer voller werdenden Tribünen lag, andererseits an dem vielen Alkohol der überall im Publikum getrunken wurde. Die Stimmung wurde dadurch vielleicht lustiger, aber insgesamt auch einfach chaotischer. Es sind immer mehr Leute über die Absperrung geklettert, haben einfach mitgetanzt bei den Tänzern oder sie mit Wasserbombem abgeworfen. Da konnte die Polizei irgendwann auch nichts mehr gegen machen 🙂 Es war wirklich ein Erlebnis der Karneval, vor Allem wenn riesige Blaskapellen kamen, die die ganze Straße füllten, oder die unglaublich vielen Tänzer, alle gleich gekleidet und sich synchron bewegend, durch die Straßen tanzten, sangen und das Publikum aufforderten, mitzumachen. Die Stimmung war sowohl im Publikum als auch bei den Tänzern und Musikern sehr besonders und man hat gemerkt, das dieses Fest den Bolivianern sehr viel bedeutet und sie es mit Herz und Blut fühlen. Eigentlich war der Plan von uns gewesen, die Nacht durchzumachen, um am nächsten Tag noch zusehen zu können, jedoch waren wir ja seit 6 Uhr wach und konnten einfach nicht mehr. Deswegen sind wir Abends dann weiter nach La Paz gefahren, um endlich mal ausschlafen zu können. Doch schon dieser eine Tag hat sich gelohnt und es war meiner Meinung nach auch wichtig, das größte Fest Boliviens mit eigenen Augen zu sehen, wenn man schon ein Jahr hier ist und die Chance dazu bekommt.

Sooo die letzte Woche war sehr ereignisreich, wie ihr vielleicht bemerkt habt, deswegen wurde dieser Eintrag mal wieder etwas länger 🙂 Wie das in Bolivien so ist, werden die nächsten Monate nicht weniger ereignisreich, vor Allem der Nächste nicht. Denn wie schon angekündigt, wird mich meine Freundin Julie besuchen kommen und ich werde mit ihr gemeinsam eine Bolivienreise machen. Darauf freue ich mich schon sehr! Mich freut auch, das du bis zum Ende drangeblieben bist und hoffe das du einen guten Einblick in die Feste Boliviens bekommen hast. Damit wünsch ich dir noch eine schöne Woche, wir hören uns bald wieder!

Liebe Grüße y un fuerte abrazo de Bolivia,

Cata <333

Beim Karneval

Comadres Fest

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