#16 Blogpost: Hoch hinaus

Hallo meine lieben Leser,

gerade sitze ich in einem etwas schäbigem Bett (immerhin überhaupt ein Bett) in einem Gebiet namens Papel Pampa, weil wir gerade auf Kampagne sind. Da seit dem letzten Mal wie immer viel passiert ist, ist es wieder an der Zeit einen Blogeintrag zu schreiben. Ich hab den Huayna geschafft, viel gearbeitet auf Kampagnen und das lange Maiwochenende genossen. Aber eins nach dem anderen…

Der April fing mit dem aufregenden Aufstieg zum Huayna an, der 3 Tage lang gehen sollte. Am ersten Morgen wurden wir zum Basislager auf ca. 4700m gefahren, wo wir die erste Nacht verbracht haben. Außerdem haben wir eine Einheit zum Umgang mit Eispickel und Steigeisen bekommen, um gut vorbereitet auf den Berg klettern zu können. Dazu gehörte auch das Training an einer Eiswand, die nicht gerade einfach war und nicht alle geschafft haben. Ein Glück war das nur zum Spaß gewesen und wir mussten das zum richtigen Aufstieg nicht können. Der eigentliche Aufstieg begann am nächsten Tag. Wir wanderten auf 5200m zum High-Camp, wo wir zum ersten Mal Schnee sahen. Die Stimmung wurde immer aufgeregter, weil man wusste, dass es am nächsten Tag der letzte und anstrengendste Teil vom Aufstieg beginnen würde. Wir haben zum Abschluss des Tages noch eine schöne warme Suppe gegessen und sollten uns schon um 18 Uhr schlafen legen. Denn der letzte Aufstieg würde schon um Mitternacht beginnen. Wir versuchten alle so viel zu schlafen, wie es eben ging, bis wir um 0 Uhr aufgeweckt wurden. Wieder eine kleine Suppe zum Aufwärmen und schon konnte es losgehen.

Man wurde in Zweierteams aufgeteilt und ich durfte mit einem echt großen und breiten, aber sehr netten Iren, den Huayna-Versuch starten. Meine Mitfreiwilligen Luca und Felix, die ebenfalls mit mir den Aufstieg machten, bildeten das andere Team. Es war für mich das Erste Mal, das ich mitten in der Nacht, in kompletter Ausrüstung wandern gehen würde. Für viele andere anscheinend auch, wie die aufgeregte Stimmung vermuten ließ. Erst ging es noch über Steine, dann haben wir unsere Steigeisen angezogen und ab da ging es nur noch im Schnee weiter. Teilweise richtig steil, sodass man alle 5 Schritte eine Pause einnlegen musste, andererseits auch angenehm geradeaus. Und so ging es immer weiter: 100 Höhenmeter schaffen, kleine Pause, wo man sich mit Nervennahrung vollstopft, ein Tässchen Tee trinken, weiterlaufen. Irgendwann kam endlich die Sonne raus, kurz bevor man den Gipfel erreicht hatte. Besonders wo es dann gegen die 6000m ging, ließ einen die Höhe nicht mehr ganz so kalt. Ich hatte während der gesamten Wanderung erstaunlich wenig Probleme mit der Höhe (wahrscheinlich, weil ich davor schon drei Monate in La Paz gewohnt habe), trotzdem waren die letzten Meter für mich echt anstrengend und gruselig. Ich war echt froh darüber, gut akklimatisiert zu sein, weil mein Kletterbuddy wirklich Probleme hatte und der Guide und ich ihn am Ende eigentlich nur gezogen haben. Ein Glück hat er es geschafft, trotz dem harten Ende. Das letzte Stück bestand nämlich wortwörtlich nur noch aus einer Gratwanderung, wo ein falscher Schritt einen ziemlich tiefen Fall bedeutete. Meine Höhenangst hat mich da natürlich gepackt, aber mir auch geholfen, weil ich durch das ganze Adrenalin den nötigen letzten Energieschub bekommen hatte. Die letzten Höhenmeter und wir hatten es endlich geschafft: Auf die Spitze des Huaynas, 6088m über dem Meeresspiegel. Leider konnte man nur kurz oben blieben, weil über 6000m die Höhe auch gesundheitsschädigend werden kann. Und so schön die Aussicht und die Freude über den geschafften Aufstieg war, wir alle waren sehr erschöpft vom wenig schlafen und der sechsstündigen Wanderung. Der Abstieg hat sehr viel Spaß gemacht, weil man viel mehr sehen konnte und gefühlt eher runtergeschlittert als gelaufen ist. Die gesamte Wanderung war wirklich atemberaubend und einer der krassesten Sachen, die ich in Bolivien und in meinem Leben je gemacht habe. Auf jeden Fall ein einmaliges Erlebnis, was ich so leicht nicht vergessen werde 🙂

So schön der Huayna auch war, am nächsten Tag mussten wir übermüdet und mit Muskelkater wieder auf Kampagne fahren. Diesmal ging es nach Amarete, einem 10h weit entfernten Ort.  Ich erzähle nur davon, weil ich die Bräuche dort interessant fand. Zum Mittag und Abendessen gab es neben einer großen Auswahl von Kartoffeln immer drei Suppen, die man alle essen sollte. Ich habe leider nicht ganz verstanden wieso, nur dass es irgendwas mit der Pachamama zutun hatte. Außerdem hat in Amarete alles ein Geschlecht, seien es Menschen, Berge, Steine oder Rituale. Dazu kommt, dass durch die Kombination der beiden biologischen Geschlechter mit fünf symbolischen Geschlechtern, sich 10 verschiedene Geschlechterrollen ergeben. Dadurch, dass wir immer nur kurz mit den Einwohnern geredet haben, konnte ich leider nicht mehr darüber herrausfinden, fand es aber sehr spannend, so viel über andere Lebensweisen zu erfahren.

Ansonsten ist den Rest des Monats nicht mehr viel passiert, außer, dass wir auf Kampagnen gefahren sind und versuchen, jedes Wochenende noch etwas zu unternehmen, um so viel wie möglich aus den restlichen drei Monaten rauszuholen 🙂 Ihr könnt also gespannt bleiben… Ich hoffe ihr hattet schöne erste Frühlingsmomente und Osterfeiern, wir hören uns beim nächsten Mal!

Muchos saludos de Bolivia,

Cata <333

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