#17 Blogpost: Probleme vor dem Endspurt

Hallo meine lieben Leser!

einen Monat seit meinem letzten Blogeintrag und nur noch ein bisschen mehr als einen Monat bis zum Abflug… Es wird wahrscheinlich der vorletzte Blogeintrag vor der Abreise sein. Schon aufregend, dass es so bald schon vorbei sein wird. Ich denke auch immer öfter daran, was ich dann in Deutschland machen werde, wie die Rückreise wird und es ist eine Mischung aus Freude und Angst, die man bei den Gedanken dabei bekommt, nicht mehr in Bolivien zu sein. Denn so langsam hab ich wirklich Lust wieder auf Deutschland und darauf, dass das Leben weitergeht. So jetzt aber erstmal zum letzten Monat, es ist diesmal auch mehr passiert als letztes Mal 😉

Angefangen hat der Monat mit einer schönen Parasiteninfektion, dank der ich meine Woche im Bett verbringen durfte. Auch Felix hatte es erwischt, wieder mit Salmonellen, diesmal nur mit einer anderen Art. Die Antibiotika haben aber gute Arbeit geleistet, am Wochenende war ich wieder gesund und konnte es mit Anna (einer Mitfreiwilligen, die mich besucht hat) genießen. Wir haben zusammen die Feria in El Alto besucht, wo man so gut wie alles für wenig Geld kaufen kann, solange man nur lange genug danach sucht. Plötzlich bekamen wir jedoch eine erschreckende Nachricht von unserem Koordinator, wo uns gesagt wurde, wir müssten in 2 Tagen all unsere Habseligkeiten zusammenpacken und nach Santa Cruz umziehen. Felix und ich waren geschockt und haben gar nicht verstanden, woher das kam und warum. Weil es aus dem nichts kam, und in der ganzen Woche, wo wir zuhause gewesen waren, uns niemand irgendwas gesagt hatte. Ein Glück konnten wir kurz danach von unserem Koordinator aufgeklärt werden. Anscheinend hatten die Leute aus dem Lentes-Team nämlich ein paar Probleme mit uns. Hauptsächlich, dass wir uns während der Arbeit manchmal ablenken und deutsch miteinander reden. Außerdem fanden sie es nicht gut, dass wir so oft fehlen. Also wurden hinter unserem Rücken zwei neue Mitarbeiter besorgt, um uns zu ersetzen und der Umzug nach Santa Cruz organisiert. All das, ohne das ein einziges Wort mit uns gewechselt wurde.

Was mich am meisten dabei stört, ist die fehlende Kommunikation. Denn ja, es stimmt das Felix und ich zu zweit eben deutsch miteinander reden und unsere Arbeitsmoral manchmal darunter leidet, wenn wir zu zweit sind. Aber das sind alles Dinge, die sich sehr leicht beheben lassen und angesprochen werden können. Aber anstatt es anzusprechen, wurde hinter unserem Rücken alles organisiert, um uns, ohne ein Wort mit uns zu wechseln, zu ersetzen. Das, ist aber eben leider etwas, was in Bolivien normal ist. In Deutschland ist man daran gewöhnt, direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, was man anders machen soll oder was einen stört. In Bolivien ist, sogar im Arbeitsverhältnis, Konfrontation sehr ungern gesehen und es wird lieber hinter dem Rücken alles geklärt. Naja, immerhin konnten wir mit unserem Koordinator offen über alles reden und auch klären, dass die Probleme, die es gibt, sehr leicht behoben werden können, solange es uns einfach gesagt wird. Deswegen die gute Nachricht: wir können in La Paz und auch bei unserer Arbeit bleiben, sollen aber die Dinge, die wir mit unserem Mentor besprochen haben, nicht vor dem Team ansprechen, damit es bloß keine Konfrontation gibt. Auf jeden Fall ist Direktheit etwas, was ich an Deutschland jetzt mehr zu schätzen weiß. Nach diesem Drama ging es dann wieder ganz normal zur Arbeit. Die Stimmung mit dem Arbeitsteam war wie früher, für mich ab jetzt nur mit einem faden Beigeschmack.

Weiter ging die Woche mit einem unvergesslichen Erlebnis bei der Post. Felix hatte nämlich ein Paket aus Deutschland bekommen. Und die Post ist auch sone Sache in Bolivien. Man weiß nie wie viel Zeit und Geld man reininvestieren muss, um etwas zu schicken oder abzuholen. So war das auch mit dem Paket von Felix. Wegen den Süßigkeiten, aus denen das Paket größtenteils bestand, musste es zur Lebensmittelbehörde, damit es überprüft werden konnte. Was lustig ist, denn Felix hatte schon einmal ein Paket mit Süßigkeiten bekommen und da hatte es keine Probleme gegeben.  Dieses Mal war es natürlich sehr viel komplizierter. Wir sind wirklich den ganzen Tag (anzumerken ist auch, dass es in der Woche an einem freien Tag war und wir bekommen fast nie frei) zwischen dem Postamt und der Lebensmittelbehörde hin- und hergelaufen, weil immer irgendwas gefehlt hat. Eine Unterschrift hier, eine Zahlung da und so ging es immer weiter. Bis wir am Abend des Tages (für uns hatte der Tag auch schon um 8 Uhr morgens begonnen) alles hatten und das Paket trotzdem nicht abholen konnten, weil die Schlange beim Postamt zu lang war. Also am nächsten morgen direkt zu Öffnungszeiten hin, aus unerfindlichen Gründen nochmal zwei Stunden warten und endlich hatten wir das Paket! Wir finden aber immer noch es hat sich gelohnt, weil wir jetzt einen Süßigkeitenvorrat haben, der hoffentlich noch bis zum Ende reicht 🙂

Ich verspreche das ist die letzte Geschichte, wo Bolivien mal nicht nur aus schöner Natur und lustigen Menschen besteht, aber das gehört auch zu einem Land dazu, in dem man für ein Jahr lebt. Wir sind die Woche drauf zu einem Fußballspiel gegangen, wo unsere Lieblingsmannschaft „Bolivar“, aus dem Norden La Paz, gespielt hat. Kurz vor Ende des Spiels habe ich gemerkt, dass mein Handy plötzlich weg war. Bisschen später hat der Freund von Felix gesehen, wie ein Mann in blauer Jacke alleine wegläuft, obwohl das Spiel nicht mal zu Ende war. Wir sind direkt hinterhergelaufen, aber leider haben wir ihn vor dem Stadium sehr schnell aus den Augen verloren. Wir hatten schon alle Hoffnungen verloren und sind in den Bus nachhause eingestiegen. Im Bus hab ich es nochmal mit Handyortung versucht und tatsächlich: der Dieb ist in die gleiche Richtung wie wir gefahren und hatte in einem Technikladen angehalten. Er hatte wirklich vor, direkt nach dem Klau, das Handy zu verkaufen.  Er stand auch immer noch im Laden, als wir kamen. Felix und Fritz (so heißt der Freund) haben ihn sofort in die Mangel genommen, gefragt wo er das das Handy hat und das er es hergeben soll. Kurz hat er noch so getan, als ob er nicht wüsste, wovon wir reden, ist aber sehr schnell eingeknickt und hat gesagt, dass die Technikleute es schon haben. Kurz danach hat er sich losgerissen und ist rausgerannt. Fritz und Felix haben ihn eingeholt und ihm noch eine Lektion erteilt, damit er das so bald nicht nochmal macht. Denn leider funktioniert das mit der Polizei hier in Bolivien nicht so gut und dann muss man es eben selbst in die Hand nehmen.  Von den Technikleuten habe ich dann mein Handy wiederbekommen, die auch kein Interesse daran gezeigt haben, sich einzumischen. Es war im Endeffekt also sehr großes Glück im Unglück und eine Geschichte, die ich so schnell nicht vergessen werde…

Sooo jetzt noch zu den schönen Dingen, die wir erlebt haben. Denn Felix und ich haben uns eine To-Do-Liste geschrieben, mit Dingen, die wir noch machen wollen, bevor das Auslandsjahr zu Ende geht. Und wir sind ziemlich gut dabei, alles zu schaffen. Wir sind zum Beispiel zur Muela del Diablo gewandert, eine Felsformation, die ein bisschen an einen Zahn erinnert, daher auch der Name „Teufelszahn“. Wir sind wahrscheinlich so 2-3 h gewandert, nur um zu merken, dass man fast bis zum Ende mit dem Auto hinfahren kann. Trotzdem war die Wanderung schön, weil man neben der Straße immer Abkürzungen nehmen konnte. Außerdem waren wir sehr spät da, sodass wir den Sonnuntergang genießen konnten und auch keine anderen Menschen da waren. Auch waren wir letzten Wochenende reiten. Ich hatte das wirklich vermisst und wollte das schon immer mal in Bolivien machen, weil ich Deutschland echt oft geritten bin. Dort haben wir andere Freiwillige kennengelernt, eine sogar aus Berlin. Der Ausritt war auch erstaunlich gut organisiert und die Pferde richtig gut! Auf jeden Fall etwas, was ich auch mit meiner Familie machen werde, wenn sie mich besucht.

Sooo diesmal war es etwas länger als normalerweise, aber freut mich das Du bis zum Ende drangeblieben bist 🙂 Jetzt fängt wirklich der Endspurt an, nur noch eineinhalb Monate bis zur Abreise… Aber wie ich schon am Anfang erwähnt habe, ich fühle mich viel bereiter zurückzureisen als noch am Anfang des Jahres und freue mich schon auf Deutschland, meine Familie, Freunde und darauf, mein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen.

Wir hören uns beim nächsten Mal, ich wünsche dir noch ein schönes, sonniges Wochenende!

Un gran abrazo de Bolivia,

Cata <3

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *