#8 Blogpost: Samaipata

Hallo meine lieben Leser,

Es sind jetzt bereits 2 Wochen vergangen seit dem letzten Blogeintrag. Und wenn ich so sehe, wie sich das Leben hier so entwickelt, werden die Abstände wohl nicht kürzer werden. Denn wie auch schon öfter erwähnt, pendelt sich immer mehr Routine ein und über jedes Baby zu schreiben, welches ich untersuche, bringt ja auch nichts. Deswegen einfach zur Info, es werden in nächster Zeit weniger Einträge kommen. Im Großen sowie auch im Kleinen geht es mir, wie die meiste Zeit, echt gut und ich wünsche euch noch viel Spaß beim Blog lesen 😊

Ich würde gern über einen Fall sprechen, der sich vor zwei Wochen ereignete. Ist zwar bisschen ein downer zum Anfang, aber ich will euch ja nichts vorenthalten. Zu dem Zeitpunkt war ich wieder in der Notaufnahme, weil in der Kinderabteilung mal wieder nichts los war. Es wurde ein sechsjähriges Mädchen eingeliefert, welches alkoholisiert und kaum ansprechbar war. Die Eltern waren nicht dabei, es wurde von der Ambulanz gebracht. Sobald man es ansprach, faselte es nur etwas von „Mama, es tut mir leid es tut mir leid“ und fing an zu weinen. Den Rettungssanitätern nach, hatte ihre Familie schon seit dem vorherigen Abend getrunken und das Mädchen hatte Bier aus den fallengelassenen Dosen zu sich genommen. Nach einer Stunde kam die Mutter endlich, sie war jedoch auch in einem alkoholisierten Zustand. Sie beteuerte zwar, dass ihr Kind nur eine Colaflasche getrunken hätte, aber natürlich glaubte ihr niemand. Dem Mädchen wurde eine Infusion verabreicht und überraschenderweise waren auch Leute vom Jugendamt da, weil sie der Mutter weggenommen wurde. Es war nämlich nicht das erste Mal, das die Sechsjährige wegen Alkoholkonsum im Krankenhaus war. Ich war nur erstaunt, dass es in Camiri überhaupt so etwas wie ein Jugendamt gibt. Ich habe auch nachgefragt, ob denn so etwas öfters vorkommen würde, ein Glück schien es wirklich nur ein Einzelfall zu sein. Die Ärztin hatte einen solchen Fall jedenfalls noch nicht erlebt. Trotzdem war es eine echt traurige Erfahrung, dem Mädchen geht es gesundheitlich ein Glück wieder besser und wird hoffentlich woanders glücklich. Den anderen Ärzten, sowie auch mir ging der Fall sehr ans Herz, weil es sich so unfair anfühlt , dieses Kind zu sehen, von dem man weiß es hatte und wird warscheinlich noch eine schwere Kindheit haben. Und das man keine Möglichkeit hat, an ihrem Schicksal etwas zu ändern. Deswegen wollte ich euch den Fall erzählen.

Etwas schlechter Themenwechsel, aber am Wochenende darauf haben ich und die WG aus Santa Cruz einen Ausflug nach Samaipata gemacht. Samaipata ist ein Dorf in den Bergen, wo besonders Bolivianer gerne Urlaub machen, weil es ruhig und erholend im Gegensatz zum lauten Santa Cruz ist. Angeblich gibt es dort sogar die reinste Luft Südamerikas. Uns wurde im Vorhinein erzählt, dass es ein guter Erholungsort ist, weil es sehr alternativ gestaltet ist und eine Art Hippiestadt ist. Können wir auf jeden Fall nur bestätigen, wir haben viele Dreadlocks und weite Hosen gesehen. Sogar deutsche gab es da. Abends sind wir in eine Bar gegangen und dort waren zugezogene (eher ältere und männliche) Deutsche, die schon seit 20 Jahren dort wohnten. Anscheinend hatten sie dadurch auch ihren Bezug zur Realität verloren, denn sie stellten sich leider als Querdenker heraus. Ansonsten haben wir um Samaipata herum, Ausflüge zu alten Inkaruinen und Kaskaden gemacht, die sehr erfrischend in der heißen Sonne waren. Dann ging es am Sonntag leider auch schon wieder zurück. ☹

Ein anderes Thema, welches uns in Camiri jetzt schon lange begleitet ist das Wasserproblem. Denn seit zwei Wochen fällt zu unregelmäßigen Zeiten das Wasser aus. Den Grund weiß niemand so genau, die einen sagen Klimawandel, die anderen das die Kraftwerke kaputt seien. Jedenfalls ist es nervig, vor allem wenn man abends noch was kochen will oder einem plötzlich mit Shampoo in den Haaren das Wasser ausgeht. Wir hoffen einfach, dass es besser wird, genauso wie die Mäuse- bzw. Ameisenplage, die seit einigen Tagen beginnt. Außerdem war dieses Wochenende noch die „Entrada de San Francisco de Asis“, wo es auch wieder viele schöne Aufführungen von Tänzergruppen überall aus dem Departamento Santa Cruz gab.

Mehr spannendes ist tatsächlich nicht passiert, außer, dass wir gerade die Rückflugdaten bekommen haben. Am 25.7.2023 geht es wieder zurück nach Deutschland! Aber daran will ich noch garnicht denken… Noch ist es ja ein Glück eine Weile hin. Ich bin ja erst seit anderthalb Monaten in Camiri. Gut, dann hören wir uns hoffentlich bald wieder und habt noch einen schönen Start in die Woche!

Ajayema,

Cata <3

P.s. das heißt Tschüss auf Guarani, versuche ich grade ein bisschen zu lernen, das ist die indigene Sprache der Guarani

Inkaruinen – Teilweise über 600 Jahre alt
Traditioneller Tanz auf der Entrada

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