#5 Blogpost: Camiri

Hallo meine lieben Leser,

Heute endet mein dritter Tag in Camiri, was jetzt fürs nächste Jahr mein Zuhause sein soll. Wir hatten  eine echt anstrengende Nachtbusfahrt hier her. Da war nix mehr vom Luxus den wir auf der Fahrt nach Sucre hatten. Die ganze Nacht sind Leute ein und ausgestiegen, es hat sehr gewackelt und weil die Fenster nicht zu gingen war es auch ziemlich kalt. Aber wir kamen pünktlich um 7 Uhr morgens in Camiri an und konnten endlich zur WG.

Bevor ich weitererzähle, erstmal noch kurz zu den letzten Tagen in Sucre: Die waren wirklich schön. Am Tag waren wir viel draußen, weil die Vorbereitungen zum Fest von der Virgin waren. Das heißt über all wurden die Tänze geübt und es sah da schon aus wie ein kleiner Karneval. Das Beste daran war auch, dass in ganz Bolivien am Sonntag autofreier Tag war. Alle haben sich daran gehalten und die Stadt war wirklich ruhig, abgesehen von den ganzen Leuten die auf der Straße waren. Leider ist das richtige Fest erst dieses Wochenende, deswegen konnten wir es nicht mehr sehen. Natürlich waren wir auch wieder feiern, nur war am letzten Abend die Musik wirklich schlecht… dafür hat die Pizza danach gut geschmeckt :p

So jetzt zurück zu Camiri: Wir sind angekommen und haben erstmal gelernt, dass die einen Nachbarn von uns sehr betrunkene Leute sind, die man lieber ignorieren sollte. Unten auf einem der Bilder kann man auch sehr gut erkennen welches Haus damit gemeint ist haha. Unser Haus ist im Gegensatz dazu und auch im generellen, ein Glück sehr schön. Wir haben einen hübschen, grünen Garten mit viel Wiese, Palmen und einem Avocadobaum. Außerdem ist das Wetter endlich gut. Jeden Tag Sonne und Hitze, jeder Abend wie ein schöner Sommerabend in Deutschland. Und das obwohl hier eigentlich gerade Winter ist. Viel besser als die kalten Nächte in Sucre. Ich hab heute sogar einen Tukan gesehen, scheint also wirklich tropisch hier zu sein.

Am Dienstag hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag und der Weg hat auch schon gezeigt, dass man hier echt auffällt als Deutsche. Fast ausnahmslos jeder Mann (besonders in Autos) hat einen gecatcalled. Das heißt echt viele Taxis sind extra langsamer gefahren, haben gehupt oder Leute haben den Kopf rausgestreckt und „mi amor“ oder „bella“ gerufen. Klar, man ist das auch in Deutschland gewöhnt, aber bei diesen Ausmaßen fällt es mir schon schwer, das immer zu ignorieren. Im Endeffekt ist ja alles Gewöhnungssache, nervig ist es trotzdem. Naja, ich bin dann beim Krankenhaus angekommen (zu dem ich ein Glück nur 20 min laufen muss).

Im Krankenhaus wurde ich den Leuten und den Abteilungen vorgestellt und durfte direkt anfangen. Ich werde die nächsten drei Monate in der Pädiatrie (Kinderabteilung) arbeiten und später zu Gynäkologie, innere Medizin und zum Schluss zu Chirurgie wechseln. Das Krankenhaus ist ein staatliches Krankenhaus, wo auch, nach Auskunft der Mitarbeiter, die Behandlung und der große Teil der Medikamente vom Staat übernommen werden. Dementsprechend kommen dort auch meist eher Leute aus der Unterschicht und das Krankenhaus sieht etwas verfallen aus. Ich hab aber gar kein Problem damit, ich find es eher gut, das dort aus allen Schichten Leute hinkommen. Denn so konnte ich schon Menschen, besonders aus den entlegeneren Dörfern, kennenlernen.

Auch hat das Krankenhaus eine Art Kampange laufen, bei dem sie mit einer Ambulanz jeden Donnerstag die Dörfer am nahegelegenen Fluss „Parapeti“ abfährt. Ich hoffe ich darf da morgen auch mitfahren. Erstens ist das eine sehr schöne Landschaft, mitten im suptropischen Tiefland Boliviens zwischen den Anden. Außerdem bekommt man die Möglichkeit, zu sehr entlegenen Dörfern zu kommen und so mehr von der Kultur der Guaraní mitzubekommen. Zu dieser indigenen Gruppe gehören nämlich die meisten aus dem Tiefland Boliviens. Ist auch unbedingt eine Sprache, die ich in dem Jahr noch lernen möchte.

Generell ist die Arbeit im Hospital Municipal Camiri sehr entspannt. Das Team, was größtenteils aus auszubildenden Ärzten im letzten Jahr besteht, ist lustig und es herrscht eine sehr familiäre Stimmung. Sogar mit der betreuenden Ärztin. Es wird sich besonders über das Frühstück lustig gemacht, was leider nur aus trockenem Brot ohne Teller und Kaffee ohne Milch besteht. Aber immerhin gibt es Frühstück. Meine Arbeit sieht dann so aus, dass ich um sieben im Krankenhaus sein soll (es ist sehr schlimm so früh aufzustehen) und dann erstmal bei der Visite mitmache. Das heißt alle Ärzte gehen von Patient zu Patient und stellen die neusten Erkenntnisse vor. Den restlichen Tag kümmert sich jeder um seinen Patienten oder es werden irgendwelche Papiere die ganze Zeit ausgefüllt.

Ich muss sagen, es zwar schon spannend in der Kinderabteilung zu arbeiten, aber es werden zurzeit nur 3-5 Kinder stationär behandelt. Natürlich gut, dass es wenige sind, aber es heißt auch, dass es wenig zu tun gibt. Ich habe natürlich keinen Patienten, deswegen war besonders heute ein eher langer Tag, der aus viel rumsitzen bestand. Das Highlight ist immer das Essen, wenn man dann mit allen redet. Ich werde morgen mal in die Notaufnahme gehen, da kann ich bestimmt noch mehr lernen.

So langsam wird es auch wieder ein längerer Eintrag (sorry, ich glaube ich muss öfter schreiben, ich kann nur schlecht einschätzen, wie viel es dann doch wird hehe). Nur noch ein paar Schlussworte zu Camiri: Es ist eine wirklich sehr paradiesische Stadt, immer warm, sehr nette Leute (abgesehen von denen die einen Anmachen) und einfach schön ruhig. Es war (und ist immer noch) eine Umstellung aus der 18er WG, plötzlich nur noch in einer 3er WG zu leben. Es ist komisch am Abend eher alleine noch dazusitzen oder überhaupt plötzlich ein Alltag zu haben (der nicht nur aus feiern und chillen besteht, ups ). Daran muss ich mich erstmal gewöhnen, vor allem an die wenigen Leute.

Sorry für den wirklich langen Eintrag, jetzt reichts auch, aber es ist doch erstaunlich viel passiert. Das nächste Mal versuch ichs kürzer 😉 Danke das Du bis zum Ende gelesen hast und ich freue mich immer sehr über eure Kommentare!

Dann hören wir uns hoffentlich beim nächsten Mal!

Saludos y buenas noches,

Cata <3

P.s. Ihr könnt jetzt auch meine Adresse unter Kontakt finden, Briefe oder so gehen bis jetzt leider noch nicht, muss noch herausfinden wie das hier funktioniert.

Letzes Essennnn (sorry Darleen war das einzige Bild was ich gefunden hab)

1 thought on “#5 Blogpost: Camiri”

  1. Hey Cata, was für eine spannende und tolle Zeit Du erlebst! Danke für Deine Berichte und Bilder. Macht viel Freude, Dir zu folgen🙂. Liebe Grüße

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