#6 BLOGPOST: Mutter werd ich so bald nicht

Hallo meine lieben Leser,

so jetzt mal wieder ein Blogeintrag aus dem Bett :). Ich glaube dieses Mal wird es sogar ein angenehm langer Blogeintrag, weil sich hier in Camiri so langsam Routine einpendelt. Was natürlich nicht heißt das nichts passiert, es passiert nur nicht mehr alles auf einmal.

Wir haben ja letztes Mal mit der Kampagne aufgehört, die hat dann am nächsten Tag stattgefunden. Nach einem chaotischen Aufbruch sind wir, ein Team aus Gynäkologie, Pädiatrie, Chirurgie und innerer Medizin aufgebrochen, um zur Communidad „el Rodeo“ zu fahren. Ungefähr eine Stunde hat die Fahrt in der umgebauten Zahnarztambulanz gedauert. Wir mussten uns nämlich auf zwei Wägen aufteilen, weil es in einer Ambulanz zu eng gewesen wäre. Das Dorf war sehr klein, um die 200 Einwohner, und min. eine Stunde von einem richtigen Krankenhaus entfernt. Hier in Bolivien ist es so, dass in kleineren Dörfern nur ein winziges Gebäude (ein sogenannten Krankenhaus „de primer nivel“) steht, in dem immer jemand sitzt, sei es eine Krankenschwester oder ein Polizist, um im Notfall eine kranke Person ins nächstliegende Krankenhaus (de segundo nivel) zu fahren. Falls der Fall sehr speziell ist, wird der Patient zu einem „tercer nivel“- Krankenkenhaus gebracht. Die Kampagne ermöglicht den Leuten nun, schon direkt vor Ort ihre Beschwerden zu klären.

Ich hab auch hier in der Pädiatrie gearbeitet, aber da es nun um Patientenaufnahme ging, nicht um die Pflege internierter Patienten, konnte ich viel mehr helfen, bspw. beim Ausfüllen oder Blutdruckmessen. Überhaupt war es interessant auch mal die Menschen aus sehr ruralen Verhältnissen kennenzulernen, teilweise konnten die Menschen auch kein Spanisch, sondern nur Guarani. Überraschend war auch, wie gut die Kinder gepflegt waren, denn die staatliche Krankenkasse „SUS“ (gegründet von Evo Morales) ermöglicht jedem eine kostenlose medizinische Versorgung. Es richtet sich besonders an diejenige, die eigentlich unversichert sind und in eher ärmlichen Verhältnissen leben. Klar, die medizinische Versorgung hat dementsprechend nicht die höchsten Standards, ist dafür aber kostenlos, sogar einige Medikamente werden übernommen. Es hat jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und ich konnte auch viele Ärzte aus den anderen Abteilungen kennenlernen.

Die Rückfahrt war auch nochmal ein Abenteuer für sich, weil die Fenster nicht mehr aufgingen. Dazu waren es 40 Grad und durch die Trockenzeit war die Umgebung sehr trocken. Wir durften also in einem heißen, verstaubten Wagen, die nicht gerade gutausgebauten Straßen zurückfahren. Die Arztklamotten hatten danach auch schon bessere Tage gesehen.

So jetzt aber genug vom Krankenhaus: Dann war endlich Wochenende! Eigentlich wollten wir samstags wandern gehen, aber wir waren alle viel zu fertig, also haben wir schön gefrühstückt und im sonnigen Garten gechillt 🙂 Der Chef von Chiara (meiner Mitbewohnerin) hatte uns den Tipp gegeben, das am späten Nachmittag an der Plaza ein Rockkonzert gespielt werden sollte. Wir haben es besucht und es war wirklich gute Musik. Leider kannte ich die Band nicht, aber hört gerne Mal bei „Pupilas Lejanas“ von „los Pericos“ vorbei – das war ein Lied was dort gespielt wurde.

Später sind wir dann in die anscheinend einzig gute Bar in Camiri gegangen – Die „Karmabar“. Die hat nur samstags geöffnet und in allen anderen Bars, an denen wir vorbeigelaufen sind, waren auch wirklich fast keine Leute drin, und wenn, dann nur betrunkene alte Männer. Wir kamen also um elf Uhr dort an und waren erstmal überrascht, dass fast keine Leute da waren. Wir haben dann nachgefragt und die haben uns erzählt, wir sollen um eins noch einmal wieder kommen, weil, „dass hier so läuft in der Karmabar“. Um eins waren wir dann wieder da und tatsächlich war die Tanzfläche gefüllt. Die Leute waren mega nett, und wir haben gleich ein paar kennengelernt, weil uns direkt eine Gruppe aufgenommen hatte. Nur getanzt wurde leider nicht so viel, das war in Sucre viel besser. Dafür war hier die Musik sehr gut. Die Jungs dort haben uns sogar ein paar traditionelle Tänze, wie die „Cumba“ beigebracht, der gar nicht so schwer ist.

Der nächste Tag bestand dann eher aus schlafen, weil wir bis 5 wach waren. Das heißt er begann dann erst so um 14 Uhr hehe. Am Tag haben wir dann eigentlich nur ausgekatert und wieder gechillt.

Die nächste Arbeitswoche begann dann gleich sehr spannend mit meiner ersten Geburt. Es war eine sehr chaotische Angelegenheit, sie lief nicht so gut, aber dem Kind und der Mutter ging es ein Glück gut. Es ist wirklich ein echt krasses Erlebnis, ich will danach aber erstmal keine Kinder bekommen. Auch wenn das gerade geborene Baby auf dem Arm zu halten schon unbezahlbar war. Erstaunlich ist das Alter der Mütter hier: Es ist wirklich so, entweder es kommen Ältere mit ihrem 6. Kind oder 18-Jährige mit ihrem Ersten. Auch die Geburt vom Montag war die erste Geburt von einem 18-jährigem Mädchen. Es war komisch zu sehen, dass sie einfach genauso alt ist wie ich.

Außerdem hab ich angefangen im Fitnessstudio zu trainieren, weil ich nach der Arbeit noch echt viel Zeit habe. Ich gehe eigentlich nicht so gerne ins Fitnessstudio, aber andere Möglichkeiten hat man hier nur schwer, um Sport zu machen. Es war eher ein Zufall, dass ich das Fitnessstudio entdeckt habe, denn ich wollte eigentlich zu einem anderen. Aber der Taxifahrer hat mich einfach zu dem gefahren. Und was soll ich sagen, es ist wirklich gut für Camiri und wirklich billig. Sogar mit Schwimmbad und Dampfsauna. Die hab ich bis jetzt leider noch nicht ausprobiert, werde ich aber bestimmt bald.

Generell war das Arbeiten in dieser Woche sehr viel besser, ich durfte sogar einem Baby Blut abnehmen. Keine Sorge, nicht mit einer Spritze, sondern wirklich nur ein Tropfen, mithilfe von einer kleinen Nadel. Und die Babys sind alle so süß, es macht viel Spaß mit ihnen zu arbeiten. Auch ins Team komme ich immer mehr rein. Das ist eh immer das Highlight von meiner Arbeit, weil wir hier  alle sehr familiär miteinander umgehen und sich sehr viel übereinander lustig gemacht wird.

Auch das Leben in der WG und generell bekommt so langsam Routine und ich werde immer glücklicher, in Camiri zu sein, weil es hier zwar gefühlt alles nur einmal gibt, aber man dafür schon jetzt große Teile der Stadt sehr gut kennt und auch ohne Google Maps zurechtkommt.

SO! Jetzt ist es doch zu meinem längsten Blogeintrag jemals geworden, aber anscheinend hast Du es trotzdem bis hier her geschafft. Ich sag wie jedes Mal, nächstes Mal wird’s nicht so lang, aber naja, mal sehen wie viel noch so passieren wird:)

Wir hören uns beim nächsten Mal.

Saludos y un gran abrazo de Bolivia,

Cata <3

In der Ambulanz
Der leitende Doktor konnte die Fahrt durchschlafen…
Sogar einen Dounatladen gibts hier
Communidad “el Rodeo”

3 thoughts on “#6 BLOGPOST: Mutter werd ich so bald nicht”

  1. Hola, liebe Cata, hier ist Kathrin von der EinDollarBrille. Sigi Seifert, die Ihr in Wiesbaden kennengelernt habt, hat mir von Deinem Blog erzählt. Also lese ich ab und zu 🙂 Hab eine Frage: Ist das auf dem letzten Foto ein Frühchen? Oder bekommt es Sauerstoff, weil es so heiß ist? Oder?
    Lieben Gruß aus Hamburg und seinen 12 Grad 😉 Kathrin

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